Einblicke in das You(r) Study-Forschungsprojekt am KIT

Das You(r) Study-Forschungsprojekt hat am 06.10.2017 auf der interdisziplinären Tagung „Professionalisierung von Schlüsselqualifikationsangeboten: Woher wissen wir, was wir tun?“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) einen Einblick in das Forschungsdesign und die -methodik des Vorhabens gegeben. Unter dem Titel „Studium als soziale Praxis – empirische Notwendigkeiten und Anforderungen“ wurde im Vortrag zunächst offengelegt, wie die Aneignung von Wissenschaft erfolgt und welche Bedeutung in diesem Zusammenhang die Adressierung des Studiums als soziale Praxis (in Anlehnung an Rhein, 2015) hat.

Fragen zu Erhebungsformen (studentischer) Mediennutzung schlossen sich unweigerlich an: Wie lässt sich Mediennutzung von Studierenden als epistemische Praxis des Studiums fassen? Schließlich gehen wir als Verbund davon aus, dass sich Studierende die Potenziale von Wissenschaft erschließen können, sie Zumutungen des Studierens (besser oder schlechter) verarbeiten können und sie digitale Medien dafür ohnehin einsetzen (subversive Praktiken inklusive).

Unser Wunsch, die „Aneignung von Wissenschaft“ und die damit verbundenen Veränderungen in der Forschungspraxis zu diskutieren, wurde nicht nur im Anschluss an unseren Vortrag, sondern insbesondere im Panel und in den Pausen mehr als erfüllt. Denn ausgehend von unserem Beitrag bezogen sich die weiteren Beiträge darauf, was soziale Praxis des Studierens ist bzw. heißen kann.

Im Lehrforschungsprojekt von Bastian Hodapp (Universität Frankfurt) wurde bspw. deutlich, dass zu einer (gewissermaßen aktiven) Aneignung der An- und Herausforderungen von Wissenschaft auch die Metareflexion über Verstehensprozesse sowie wechselseitige Verständigung gehört. Um insbesondere die Kommunikation über Forschungspraktiken zu erreichen, stellten seine Studierenden Forschungsarbeiten in Videoprojekten vor. Ziel war es, dass Studierende so ihr Forschungsthema am Ende einer Lehrveranstaltung präsentieren, aber auch den eigenen Forschungsprozess darin reflektieren konnten. Hier entwickelten nach Aussagen von Bastian Hodapp die Studierenden einen Ehrgeiz, dass das ‚eigentliche’ forschende Lernen in den Hintergrund rückte.

Interessant war dieser Beitrag aus zweierlei Perspektiven:

  • Erstens zeigte er, wie wichtig es ist, Forschendes Lernen konsequent zu Ende zu denken und auch die Publikationsprozesse forschungsorientiert zu gestalten. So sind Videos in einer schriftbasierten Wissenschaftskultur jenseits öffentlichkeitswirksamer Wissenschaftskommunikation in der Regel nicht vorgesehen, so dass hier der Diskurs um forschendes Lernen in den Hintergrund zu treten schien.
  • Zweitens war es aus Perspektive von You(r) Study interessant, dass sich mit den Filmen auch genuine Untersuchungsgegenstände ergeben, Forschungspraxis im Feld zu betrachten. Dabei würden vor allem solche (Seminar-)Produkte näher betrachtet, die ohnehin entstehen und nicht künstlich zu Forschungszwecken etabliert werden.

Im dritten Beitrag des Panels – ebenfalls aus Köln (aus dem ZuS-Projekt) – rückten Forschungstätigkeiten (angehender) Lehrer*innen in den Fokus. Auch hier wurde die Frage nach sozialer Praxis im Studium gestellt, allerdings anders gelagert durch die Gestaltung der Forschungsklassen als Diskursgemeinschaften (Gee, 2014). Mit Bezug zu You(r) Study zeigte sich nochmals, dass sowohl die Disziplin als auch die Profession beeinflusst, wie soziale Praxis an der Hochschule durch Studierende gestaltet wird, denn, es wurde deutlich, dass Forschungstätigkeit von vielen Lehramtsstudierenden nicht als primäre Aufgabe in ihrer Perspektive auf Studium und Studieren gesehen wird.

Zusammenfassend zeigte sich in den drei Beiträgen innerhalb unseres Panel sehr schön, welche Blicke man auf das Studium neben den bisherigen einnehmen kann und dass sie mitunter bereits als solche eingenommen werden.

Literatur:

Gee, J.P. (2014). An introduction in discourse analysis. Routledge.

Rhein, R. (2015). Hochschulisches Lernen – eine analytische Perspektive. Zeitschrift für Weiterbildungsforschung. 3/2015, 347–363, https://link.springer.com/article/10.1007/s40955-015-0042-9

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